Wir freuen uns sehr, vom 30. September bis 2. Oktober zum vierten Mal zu Gast in Mainz zu sein und im Kult-Kino CinéMayence. In diesem Jahr liegt der Fokus auf den Nachwuchs-Filmemacher*innen aus Osteuropa und wie in jedem Jahr möchten wir den Austausch zwischen ihnen und dem Publikum anregen. Wir sind davon überzeugt, dass die von uns gezeigten Regisseur*innen neue Perspektiven und Visionen auf unsere Gesellschaft eröffnen und damit zu wichtigen gesellschaftlichen Debatten beitragen können. Die Geschichten, welche die Filmemacher*innen erzählen, sind so vielfältig wie die verschiedenen Kulturen der osteuropäischen Länder: lokal und allgeimeingültig, einfühlsam und abstrakt, analytisch und ergreifend, gewagt und neu. Die diesjährige Auswahl umfasst sowohl fiktionale als auch dokumentarische Formate und vielfältige Geschichten: Von der Schwierigkeit, die eigene Homosexualität in einem homophoben Umfeld auszuleben, bis hin zu der ermutigenden Geschichte einer Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft; von einem psychologischen Drama, in dem es um Familie und Sex (und ein wenig Blut) geht, bis hin zu einer visuell fesselnden Reise durch den endlosen Kreislauf von Krieg und Frieden in der Menschheitsgeschichte.

Die Filme wurden ausgewählt, weil sie auf innovative kinematographische Weise die aktuelle Situation in der osteuropäischen Welt darstellen. Wir unterstützen Filme mit Spielfilmlänge, welche die traditionellen Genrezuordnungen überwinden und es wagen, einen Blick auf die Gegenwart zu werfen: eine Gegenwart, die zwischen realistischen, fantastischen und politischen Realitäten hin und her pendelt. Durch ihre subjektiven Sichtweisen, die sich in der Bildsprache und den erzählten Geschichten wiederfinden lässt, geben sie Einblicke in unterschiedliche Kulturen und Lebensrealitäten. Als Botschafter*innen vermitteln sie aktuelle Einblicke in das Alltagsleben und bringen dem Publikum andere Kulturen näher, indem sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten behandeln. Das Medium Film ist wie kein Zweites dazu geeignet, Geschichten und Emotionen zu vermitteln, die jede*r nachempfinden kann. Die Bilder wecken Gefühle, die eine universelle Sprache sprechen.

Die im Fokus der diesjährigen Festivalausgabe stehenden Länder sind Ukraine – in Koproduktion mit Lettland, Deutschland, Katar; Rumänien und Kosovo – in Koproduktion mit der Schweiz, Nordmazedonien, Albanien. Das Programm von Visionär umfasst eine Auswahl an Erst-/Zweitlingsfilmen, Kurzfilmen und die Hommage an einen renommierten Regisseur.

Osteuropäische Filme: 4 Debütfilme von osteuropäischen Regisseur*innen:

Hive (Zgjoi) von Blerta Basholli, Kosovo, Schweiz, Nordmazedonien, Albanien, 2021, 83’

Blue Moon (Crai nou) von Alina Grigore, Rumänien, 2021, 85’

This Rain Will Never Stop von Alina Gorlova, Ukraine, Lettland, Deutschland, Katar, 2020, 102’

Poppy Field von Eugen Jebeleanu, Rumänien, 2020, 82’

 

Eröffnung: Eine Hommage an Věra Chytilová

Das Festival eröffnet mit einer Hommage an eine*n international etablierte*n Regisseur*in, den wir mit der Vorführung seines*ihres Debütfilms ehren. Diese Hommage an seine*ihre Anfänge soll die jungen Filmemacher*innen ermutigen, auf ihr Talent zu vertrauen und sich den wirtschaftlichen Zwängen der Filmindustrie kritisch entgegenzustellen. Die ersten Filme in Spielfilmlänge sind immer wegweisend: häufig noch inspiriert von Vorbildern zeigt sich hier doch der Wille eine unverkennbare Handschrift zu entwickeln, die sich stilistisch wie inhaltlich niederschlägt. Diese Filme sind oft freier und couragierter als spätere Filme, auf denen häufig ein enormer marktwirtschaftlicher Erfolgsdruck lastet.

2022 wird Visionär Věra Chytilová ehren. Grande Dame und Enfant terrible der Tschechoslowakischen Neuen Welle, hat sie 1966 in ihrem wohl schönsten Film Tausendschönchen wirklich alle Register gezogen: ein Feuerwerk an visuellen Tricks, stilistischen Gimmicks und formellen Spielereien – frech, subversiv, quietschbunt und anarchistisch zugleich – das uns mit Schmollmund und großen, kullernden Mädchenaugen seinen blütenweißen Anarcho-Feminismus um die Ohren haut. Angesichts dieses frohen Formenirrsinns, dieser Kunst, die buchstäblich durchdreht, wundert es nicht, dass Tausendschönchen in der Tschechoslowakei schließlich verboten wurde. Ein Film, der einen abwechselnd albern kichern, herzhaft lachen und glücklich strahlen lässt! (Bildstörung)

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