Visionär Goes Mainz #3


Wir sind überglücklich, vom 8. bis 10. Oktober zum 3. Mal in Mainz im kultigen CAPITOL&PALATIN zu sein! Im vergangenen Jahr litt unsere Veranstaltung, wie der gesamte Kultursektor und darüber hinaus, unter den Auswirkungen der allgemeinen Pandemie-Situation. Aus diesem Grund haben wir in diesem Jahr beschlossen, den Fokus erneut auf die aufstrebende junge Filmemacher*innen aus Nordeuropa zu richten und einen Austausch zwischen ihnen und dem Publikum zu fördern. Wir sind davon überzeugt, dass die von uns gezeigten Regisseure*innen dem Publikum neue Perspektiven/Visionen auf unsere heutige Gesellschaft eröffnen und so einen Beitrag zu wichtigen gesellschaftlichen Debatten leisten können. So vielfältig die unterschiedlichen Kulturen der nordeuropäischen Länder sind, so unterschiedlich sind auch die Geschichten, die die Filmemacher*innen erzählen: lokal und universal, emphatisch und abstrakt, analytisch und mitreißend, gewagt und neu.

Die Filme wurden ausgesucht, um einen innovativen cineastischen Blick auf die Nordeuropa zu werfen. Wir unterstützen dabei Arbeiten in Spielfilmlänge, die die Beschränkungen veralteter Genrezuordnungen überwinden und mutig genug sind, einen Blick auf die zwischen realistischen, fantastischen und politischen Realitäten oszillierende Gegenwart zu werfen. Durch ihre subjektiven Standpunkte, die sich in der Bildsprache und den erzählten Geschichten spiegeln, geben sie Einblicke in unterschiedliche Kulturen und Lebensrealitäten. Als Botschafter*innen gewähren sie außerdem Einblick in den gegenwärtigen Alltag und bringen den Zuschauer*innen andere Kulturen nahe, indem sie Gegensätze und Gemeinsamkeiten thematisieren. Das Medium Film ist dabei, wie kein anderes, geeignet, Geschichten und Emotionen zu transportieren, die jeder Mensch verstehen kann. Die Bilder wecken Gefühle, die eine universale Sprache sprechen.

Die Schwerpunktländer der diesjährigen Ausgabe sind Dänemark, Finnland, Georgien, Norwegen und Schweden. Visionär bietet eine Auswahl an ersten/zweiten Spielfilmen, Kurzfilmen und die Hommage an einen etablierten Regisseur.

Opening Night: KINO SONICO

Im Rahmen der 3. Edition des Visionär Film Festivals, präsentiert KINO SONICO zur Opening Night einen Filmkonzertabend im CAPITOL&PALATIN Mainz.  Ein Frauenprojekt, bei dem die bekannte Elektronik-Musikerin Akkamiau neue Partituren für den Stummfilm La Tierra de los Toros (Land der Stiere, 1924) von Musidora entwickelt. 

KINO SONICO will anhand von zeitgenössischer experimenteller Musik historische Filme neu interpretieren und neu entdecken. Durch den anachronistischen Ansatz will KINO SONICO neue Verbindungen, Kontrapunkte und Spannungsfelder zu einem intensiven Gesamtwerk verdichten. Akkamiau hat sowohl einen umfassenden Background in experimenteller Musik als auch Erfahrung mit Arbeiten, die filmische Elemente enthalten. 

Musidora ist vor allem für ihre Rollen in Stummfilmen bekannt, insbesondere für die Darstellung der mythischen Figur in schwarzen Strumpfhosen, Irma Vep, in Louis Feuillades Seifenoper Les Vampires. Musidora war auch als Regisseurin und Produzentin tätig. Viele ihrer Filme gelten als verloren, aber drei wichtige Werke sind erhalten geblieben: Für Don Carlos; Sonne und Schatten und Land der Stiere. Letzteres wurde vom CNC – Centre national du cinéma et de l’image animée – restauriert.

Hommage an Aki Kaurismäki: Calamari Union 

Das Festival eröffnet immer mit einer Hommage an eine*n international etablierte*n Regisseur*in, die*den wir mit der Vorführung seines*ihres Debütfilms ehren. Diese Hommage an die Anfänge soll junge Filmemacher*innen ermutigen, auf ihr Talent zu vertrauen und sich den wirtschaftlichen Zwängen der Filmindustrie kritisch entgegenzustellen. Die ersten Spielfilme sind immer wegweisend: häufig noch von den Vorbildern inspiriert, zeigt sich hier der Wille, sowohl stilistisch als inhaltlich, eine unverwechselbare Handschrift zu entwickeln. Sie sind oft freier und mutiger als spätere Filme, auf denen oft ein enormer wirtschaftlicher Erfolgsdruck lastet.

Im Jahr 2021 wird Visionär dem finnischen Regisseur Aki Kaurismäki mit seinem zweiten Spielfilm huldigen: der surrealen Komödie Calamari Union (1985), die mit bekannten finnischen Schauspielern und Rockmusikern besetzt ist.

Kaurismäki ist für seinen extrem minimalistischen Stil bekannt. Er wurde als Autorenfilmer bezeichnet, weil er die Filme selbst schreibt, inszeniert, produziert und in der Regel auch schneidet, wobei er seinen persönlichen „skurrilen und trockenen“ Stil einbringt. Die Ereignisse werden in einer schlichten Art und Weise gezeigt, und die Figuren werden in der Regel allein gelassen, um mit den Konsequenzen fertig zu werden. Trotz ihrer Tragödien und Rückschläge geben die Figuren nicht auf und überleben schließlich.

Kaurismäkis bekanntester Film ist Der Mann ohne Vergangenheit (Mies vailla menneisyyttä), der 2002 bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Großen Preis und dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet wurde. The Other Side of Hope (Toivon tuolla puolen, 2017) wurde bei den 67. Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnet.

Nordeuropäische Filme: 3 Debütfilme von nordeuropäischen Regietalenten

Charter von Amanda Kernell, Norwegen, Schweden, Dänemark, 2020, 94′
– Als Wir Tanzten von Levan Akin, Georgien, Schweden, 2019, 113‘
– Disco von Jorunn Myklebust Syversen, Norwegen, 2019, 95′

Kurzfilme: Panorama Nordic | Female and Queer Voices

Diese kuratierte Sektion ist nach einem Thema oder einer geografischen Region geordnet. Dies eröffnet jedes Mal die Möglichkeit, verschiedene Orte zu entdecken, um dem Publikum deren neue und mutige Stimmen zu präsentieren. Die Auswahl setzt sich aus verschiedenen Formaten, Genres, Stilen und Erzählstrukturen zusammen, um einen breiten Blick auf das Filmschaffen zu gewährleisten und seine Vielfalt zu feiern. Für die nächste Ausgabe in Mainz präsentieren wir eine Auswahl von Kurzfilmen unter dem Thema Female and Queer Voices.

Kurzfilm-Auswahl:

– The Confirmation (Konfirmanden) von Marie-Louise Damgaard, Dänemark, 2019, 18′
– The Tongues (Njuokcamat) von Marja Bål Nango und Ingir Bål, Norwegen, 2019, 15′
– Grab Them von Morgane Dziurla-Petit, Schweden, 2020, 13′
– I’m Listening (Kuuntelen) von Katja Korhonen, Finnland, 2019, 12‘